Die gelben Seiten haben es im Internetzeitalter schwer genug, jetzt erlitten sie auch noch eine Schlappe mit ihrem Markeneintrag. Telegate erreichte mit dem Hinweis auf die fehlende die Löschung der Wortmarke „Gelbe Seiten“. Wie „Lotto“ und vielleicht auch bald der Begriff „Post“ dürften auch die „GelbenSeiten“ ein Gattungsbegriff sein, der nicht mehr als Marke taugt. Dies scheint übrigens bereits die zweite Löschung zu sein, wenn man diesem Blog glauben darf. Die Verlage und die Telekom wollen gegen die Entscheidung des Bundespatentamtes allerdings Rechtmittel einlegen. Bis zu einer endgültigen Entscheidung des Bundespatentgerichts bleibt der Markenschutz für die Gelben Seiten in vollem Umfang erhalten.

Mit den gelben Seiten befasst sich auch die FAZ. Der Autor der FAZ dürfte allerdings nicht mehr auf der Höhe der Zeit sein mit seiner Einschätzung, dass die Gelben Seiten in jedem Haushalt vorhanden seien und es um einen Milliardenmarkt gehe. Das dürfte aktuell schon eine übertriebene Bewertung sein. Die Gelben Seiten werden schneller Nutzer und schliesslich Kunden verlieren, als man zuschauen kann. Die gelben Seiten haben über alle Branchen und alle Städte gerade mal 6 Mio. Besuche pro Monat, die Bild Zeitung auf Bild.de mehr als 87 Mio. Besuche. Wenn man die Zahl der Einträge einmal gegenüberstellt, wir schnell deutlich, dass sich die Inserenten wohl Besucher teilen müssen. Wer Google Analytics auf seiner Webseite einsetzt, kann selbst prüfen, wieviele Besucher tatsächlich durch Gelbe Seiten oder Telefonverzeichnisse oder andere Maßnahmen kommen. In unserer Kanzlei führen wir seit Jahren Statistiken über die Herkunft unserer Mandanten. Die Auswertung und der stetige Rückgang von Mandanten über dieses Medium hat dazu geführt, dass wir seit mehreren Jahren keine Anzeigen in den Gelben Seiten mehr aufgeben. Die Gelben Seiten haben es aber gerade bei der Anwaltsschaft aber auch übertrieben mit immer mehr Unterrubriken und ausserbezirklichen Empfehlungen und „vertraulichen“ Hinweisen darauf, dass der Wettbewerber jetzt mit Foto annonciere – Methoden, um die Umsätze zu steigern. In manchen Branchenbüchern scheint die Anwaltsschaft einer der Hauptumsatzbringer zu sein, wenn man sich die Masse an Anzeigen anschaut. Viele Anwälte haben dabei aus den Augen verloren, dass jeder Werbeeuro mindestens 10 Umsatzeuros bringen muss, wenn er sich lohnen soll. Offensichtlich wird der ROI von der Masse der Anwaltschaft aber nicht überprüft.

Viele Menschen holen die dicken Bücher gar nicht mehr ab, wozu auch, es gibt diese Infos ja ohne Mühe im Internet. Warum sollte man ein Verzeichnis im Verzeichnis besuchen? Das größte Problem der Gelben Seiten heisst nicht Telegate. Es ist das größte Problem, das derzeit überhaupt zu bekommen ist: Es ist Google.

Michael W. Felser
Rechtsanwalt
Felser Rechtsanwälte und Fachanwälte

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