Dass der ehemalige Radprofi des Team T-Mobile, Jan Ullrich, jemals wieder ein Radrennen gewinnen wird, ist ungewiss. Das Landgericht Hamburg hat er nun aber siegreich verlassen.

Nach einem Urteil der Pressekammer vom 13.09.2006 (Az.: 324 O 560/06) darf der Heidelberger Dopingexperte Werner Franke nicht mehr behaupten, der unter Dopingverdacht stehende Ullrich habe in einem Jahr dem spanischen Arzt Eufemiano Fuentes 35.000 Euro zur Anschaffung von illegalen Substanzen bezahlt.

Die Hamburger Richter bestätigten damit eine einstweilige Verfügung, die der ehemalige Sieger der Tour de France gegen den Dopingexperten erwirkt hatte. Indem dieser „eine Äußerung verbreitet hat, von der glaubhaft gemacht ist, dass sie unwahr ist“, habe Franke das Persönlichkeitsrecht Ullrichts verletzt. Überzeugen ließ sich das Gericht auch nicht davon, dass Franke geltend machte, lediglich als Privatmann unwidersprochen gebliebene Presseberichte verbreitet zu haben: „Er selbst hat zu den Dopingvorwürfen recherchiert und als Sachkundiger die Presse als Forum genutzt.“ Franke, der auch schon Strafanzeige wegen einer falschen eidesstattlichen Versicherung gegen Ullrich eingericht hatte, habe seine Behauptung auch zu einem Zeitpunkt verbreitet, als Ullrich ihr bereits öffentlich widersprochen hatte.

Etappensieg?

Ob dieser Etappensieg Jan Ullrich wieder auf den Sattel bringt erscheint allerdins fraglich. Quasi zeitgleich mit der Entscheidung der Hamburger Richter hat die Staatsanwaltschaft Bonn im Rahmen eines Verfahrens wegen Betruges die Wohnung des ehemaligen T-Mobile-Fahrers durchsucht.

An seinem Wohnort jenseits der deutschen Grenzen erwartet den Tour-de-France-Sieger von 1997 zudem ein Verfahren wegen des Dopingverdachts. Der Schweizer Radsport-Verband, bei dem Ullrich seine Profilizenz hat, wird darüber zu entscheiden haben, wie Jan Ullricht künftig in die Pedalen tritt: Als Profi oder Freizeitfahrer?

Ullrich glaubt ungeachtet einer drohenden lebenslangen Sperre weiter an die Fortsetzung seiner Karriere. In einem Interview mit der Zeitschrift «Bunte» erklärte der 33jährige, dass ihm zur Zeit mehrere Angebote verschiedener Teams vorlägen. Der Wahlschweizer zeigte sich überzeugt, dass sich alles zu seinen Gunsten aufklären werde.

Thomas Hellwege
Journalist
wiss. Mitarbeiter
Rechtsanwälte Felser

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