10 Tipps für einen gutes Betriebsklima während der Fussballeuropameisterschaft
(1) Denken Sie daran, dass am Arbeitsplatz die Arbeit das wichtigste ist und im Stadion der Fussball.
(2) Radiohören ist zwar auf den meisten Arbeitsplätzen o.k. Aber eben nicht an allen: Am Empfang oder in der Telefonzentrale („Guten Morgen Herr Dr. … – ja, ja, hau ihn rein, mach das Ding klar …“) , am Bankschalter („einen Moment bitte noch, ich kann nicht gleichzeitig das Elfmeterschiessen verfolgen und auch noch ihr Geld abzählen …“), beim Bestatter und an jedem Arbeitsplatz, der ungeteilte Aufmerksamkeit erfordert, geht es eben nicht. Sie haben vier Jahre Zeit, sich einen EM-tauglichen Arbeitsplatz für 2012 zu suchen.
(3) Bauen Sie nach der Lektüre meines Artikels in der Arbeitsrecht im Betrieb nicht demonstrativ Ihren nagelneuen 82 cm Plasma TV EM Fernseher mit Dolby-Surround-System und 8 x 50 Watt an Ihrem Arbeitsplatz auf, ohne vorher Rücksprache mit dem Chef und den Kollegen gehalten zu haben, ob das auch für die anderen o.k. ist.
(4) Wählen Sie im Zweifel die Art, die EM zu verfolgen, die Ihre Arbeit am wenigsten beeinträchtig
(5) Verfolgen Sie nicht j e d e s Spiel in regungsloser und teilnahmsloser „EM-Starre“ am Radiogerät, PC-Bildschirm Ihres Arbeitsplatzes oder Handybildschirm.
(6) Schenken Sie Ihren Vorgesetzten, Kunden und Kollegen die übliche Beachtung, wenn Sie Ihr Büro betreten oder Ihren Arbeitsplatz aufsuchen. Ihr Chef heisst während der EM nicht Löw oder Ballack.
(7) Erfreuen Sie Ihre Kollegen nicht mit ständigen „Tor! Tor! Tor“ und ähnlich proaktiv kommentierenden Zwischenrufen. Ihre durch einschlägige Erfahrungen in der C-Jugend eines Fussballvereins erworbenen Fachkenntnisse sind nicht von allgemeinem Interesse. Es gibt auch Kollegen, die sich für Golf oder gar nicht für Fussball oder für ihre Arbeit interessieren.
(8) Versuchen Sie, augenfällige Beeinträchtigungen der Arbeitsmenge und Arbeitsqualität während des EM Monats zu vermeiden.
(9) Im Zweifel immer diplomatisch und initiativ eine einvernehmliche Lösung suchen. Mit den Kollegen und dem Arbeitgeber. Auch wenn Sie recht haben und am Ende eine Abmahnung aus der Personalakte wieder entfernt werden oder die Kündigung zurückgenommen werden muss: das gute Verhältnis ist unwiederbringlich vorbei.
(10) Bei Konflikten Betriebsrat und Personalrat beteiligen, nicht „einschalten“. Auch die Arbeitnehmervertretungen sind gehalten, die Interessen des einzelnen, der Belegschaft und des Betriebes in Einklang zu bringen.
(11) Extratipp (auch ein Team besteht aus 11 Spielern): In Unternehmen mit Angehörigen verschiedener Nationen: Denken Sie an die letzte WM. Jubeln Sie auch bei den anderen.
Michael W. Felser
Rechtsanwalt
Felser Rechtsanwälte und Fachanwälte
Autor des Fachbeitrags „Achtung Abseitsfalle!“
zum Arbeitsrecht bei der WM 2006